Die Geschichte der Familie Dindas und ihrer Carlotta

Datum: 09.04.2015 | Kategorie(n): Stories

Die Geschichte der Familie Dindas ist die von so vielen Familien. Heute, viele Jahre nach der Diagnose, geht es Tochter Carlotta und der ganzen Familie gut. Die positive Lebenseinstellung, nach vielen Hochs und Tiefs, ihre ganze persönliche Geschichte, die möchten die Dindas mit anderen betroffenen Familien teilen und vor allem Mut machen:

Carlotta ist sechs Jahre alt. Das Nesthäkchen der Familie Dindas aus Hattingen. Vor zwei Jahren wird ihr das rechte Auge in einer mehrstündigen Operation entfernt. Carlotta hatte einen Tumor hinter dem Auge. Ein Retinoblastom. Seitdem hat sie ein Zauberauge. So nennt sie das Glasauge, das sie trägt. Einem Jungen im Kindergarten, der meinte sie wegen des “komischen Auges” ärgern zu müssen, sagt sie mit Nachdruck: “Das ist mein Zauberauge.” Danach hat der Junge nichts mehr gesagt. Festgestellt wird der Krebs, wie bei so vielen Kindern, ganz zufällig. Melanie Dindas erinnert sich noch sehr gut an den Tag der Diagnose. Gemeinsam mit Carlotta und den beiden älteren Töchern Antonia und Johanna hatte sie schon zwei Stunden in der Praxis verbracht: “Der Arzt bat mich, Carlotta und ihre Schwestern nach draußen zu schicken, dann sagte er mir, dass Carlotta sehr wahrscheinlich einen Tumor habe.” Sofort fließen Tränen. Wen anrufen? Was tun? Wie geht es weiter? Ehemann Martin auf Geschäftsreise; nicht greifbar. Die Großeltern der Kinder kommen. Ratlosigkeit. Verzweiflung. Furcht.

Melanie Dindas: “Wir hatten noch nie von dieser Krankheit gehört. Retinoblastom. Ich wollte und konnte nicht im Netz recherchieren. Meine Angst, vor dem was ich dann erfahren würde, war so groß.”

Ehemann Martin recherchiert, sammelt Informationen zum Augenkrebs bei Kindern, einem bösartigem Tumor, der unbehandelt zum Tod führen kann, frühzeitig erkannt jedoch große Heilungschancen hat. Martin Dindas trifft bei seiner Recherche zum ersten Mal auf die Seite der Kinderaugenkrebsstiftung. In der Uni Klinik Essen bestätigten die Ärzte derweil die Diagnose; schon eine Woche später operieren sie das Kind. Über das fehlende Licht im Auge klagt Carlotta nicht. Nur eins ist ihr auch zwei Jahre später in Erinnerung, sagt die Mutter. Carlotta habe sich über eine Woche lang immerzu übergeben müssen. Die Augenprothese lehnt das Kind zunächst ab. Melanie Dindas: “In den ersten drei Monaten hüllten wir sie in eine Decke, wenn wir die Prothese entnehmen oder einsetzen wollten.” So sehr habe sich ihre Tochter körperlich dagegen gewehrt. Doch wie sollen sie mit Carlottas Ablehnung umgehen? Und wie geht es überhaupt weiter? Wer hat ähnliche Erfahrungen? Es dauert lange bis auch Melanie Dindas ins Netz geht. Auch sie kommt auf die Seite der Kinderaugenkrebsstiftung – und entdeckt Elli. Den Plüschelefanten mit dem herausnehmbaren Auge. Elli – die hätte Melanie Dindas auch gerne für ihr Kind. Heute liegt Elli in Carlottas Bett, muss überall mit hin und immer wieder “herhalten”, wenn Carlotta anderen Kindern zeigen will wie sie ihr Auge herausnimmt und wieder einsetzt. Beim letzten RB Treffen der KinderAugenkrebsStiftung haben die Dindas andere betroffene Familien kennengelernt, denen es genauso ergangen ist wie ihnen UND sie haben die Mutmacher der KAKS getroffen, Erwachsene, die schon lange mit der Erkrankung leben – wunderbare Menschen, die Lebensfreude versprühen und ihnen keinen Grund geben, an Carlottas Diagnose zu verzweifeln.

Heute geht es Carlotta gut, sie ein selbstbewußtes, schlaues, sportliches Mädchen, hat Freundinnen, besucht die Grundschule in ihrer Nachbarschaft. Ein ganz normales Mädchen eben.

Die Dindas haben die Geschichte ihrer Tochter angenommen und verarbeitet. Der Krebs ist weg, das Leben der Familie hat sich normalisiert. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich nicht mehr allein fühlen.

09.04.2015 | Stories