Elena, aber am liebsten Elli

Datum: 06.08.2015 | Kategorie(n): Mutmacher, News, Team

Mein Name ist Elena und ich wurde 1994 geboren. Mit sechs Jahren wurde bei mir während einer ganz normalen Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt Retinoblastom im rechten Auge festgestellt. Kurz darauf wurde das Auge entfernt, und es folgten Chemotherapie und Bestrahlung. Da ich relativ alt war zu der Zeit, kann ich mich noch gut an sie erinnern, jedoch habe ich mit sechs Jahren natürlich noch nicht so ganz verstanden was gerade mit mir passiert.

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Nur mit einem Auge zu sehen, war anfangs sehr ungewohnt für mich. So hatte ich zum Beispiel das Gefühl, dass ständig meine Nase im Weg sei und Entfernung abzuschätzen fiel mir schwer. Um dies zu trainieren, übte ich zum Beispiel fleißig mit meiner Mutter Bälle fangen. An die Umstellung gewöhnte ich mich jedoch sehr schnell und heute habe ich keinerlei Probleme mehr damit.

Natürlich brauchte ich für Sportarten wie Federball ein bisschen mehr Übung, aber letztendlich konnte ich alle Sportarten machen, die ich machen wollte und mein Auge hat mich daran nicht gehindert. Ich denke, dass ich dadurch gelernt habe, dass einem im Leben nicht alles zufliegt und dass man dran bleiben muss um Dinge zu erreichen. Dies ist eine sehr hilfreiche Eigenschaft.

Mein Glasauge hat mich von nichts abgehalten. Ich konnte alle Hobbies machen wie jedes andere Kind auch. So spielte ich unter anderem viele Jahre lang Fußball, machte Judo und spielte Klavier.

Da das Retinoblastom bei mir in der ersten Klasse entdeckt wurde, fehlte ich sehr viel in der Schule, aber gleichzeitig wurden meine Mitschüler direkt informiert warum ich nicht zur Schule kommen konnte. Als ich dann schließlich zurückkam, waren alle sehr interessiert. Für mich war es daher von Anfang an klar, dass ein Glasauge zu haben etwas ganz Besonderes sein müsse. Ich hatte keine Probleme damit, Fragen zu beantworten und ich scheute auch nicht davor zurück, mein Auge rauszunehmen, um es in live zu präsentieren. Dies war für die Lehrer natürlich etwas befremdlich, aber für meine Mitschüler ein absolutes Highlight.

In der Pubertät gefiel mir die Aufmerksamkeit, die ich für das Auge bekam dann teilweise nicht mehr, denn wer möchte in der Pubertät schon anders sein. Doch ich denke, dass jeder Pubertierende etwas an seinem Körper auszusetzen hat und im Nachhinein denke ich, dass ich wenigstens etwas Greifbares hatte und nicht an irgendwelchen Hirngespinsten rummäkeln musste.

Mittlerweile habe ich mein Abitur gemacht und studiere Medizin. Ich führe ein ganz normales Studentenleben, gehe gerne feiern und reisen. Meiner Meinung nach, hätte ich wahrscheinlich ohne die Erkrankung nie so ein Durchhaltevermögen erreicht wie ich es jetzt habe und sie hat mich gelehrt, das Leben erst so richtig zu schätzen und zu genießen.

06.08.2015 | Mutmacher, News, Team